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Erfindungsreich - Eigenbau und Flickwerk

Neue Sonderausstellung „erfindungsreich – Eigenbau und Flickwerk"

20. März 2010

Manche Erfindungen verändern die Welt. Was wären wir zum Beispiel ohne Telefon, Computer oder gar das Rad? Viele andere Erfindungen bleiben dagegen einzigartig und schaffen es nicht in die berühmte Patentrolle. Trotzdem ist es verblüffend, welch große Kreativität auch diese Tüfteleien von Amateuren manchmal beweisen, die oft in Arbeitsalltag, Haushalt oder auch in Kriegs- bzw. Notzeiten entstanden sind. Diesen kleinen, aber raffinierten technischen Basteleien widmet sich die neue Sonderausstellung „erfindungsreich – Eigenbau und Flickwerk" des LVR-Industriemuseums am Schauplatz Solingen ab dem 20. März 2010.


Ideenschmiede Bergisches Land

Die bergische Region gilt als ein Mekka der Innovationen. Bedeutende Erfindungen wie die Mannesmannröhre oder die Röntgenstrahlen sind dafür ein Beleg. Daneben entstanden hier in vielen Jahrzehnten auch so manche technischen und alltagspraktischen Neuheiten, die von den ‚großen' Erfindungen verdrängt wurden und aus dem Blick geraten sind. In einer fast 25-jährigen Sammlungstätigkeit hat das LVR-Industriemuseum im Bergischen Land eine große Zahl dieser teils skurrilen Tüfteleien zusammengetragen. Viele davon stammen aus der ehemaligen Gesenkschmiede Hendrichs selbst.


Von Bratwursthaltern, Tabakschneidemaschinen und Kokosnusslampen

Bei den Objekten in der Ausstellung wird vor allem eines deutlich: Der Phantasie des Menschen sind keine Grenzen gesetzt. Zu sehen ist beispielsweise eine aus Schrott konstruierte Satiniermaschine zur Oberflächenbearbeitung von Scheren, mit der man sich in einer kleinen Schleiferei oder einem kleinen Handwerksbetrieb die Arbeit zu erleichtern suchte. Amüsant erscheint aus heutiger Sicht der Bratwursthalter, eine aus einem Schweißdraht gebogene, simple Halterung, die einem Schmied der Gesenkschmiede Hendrichs zum Braten von Würstchen im Schmiedeofen diente. Ein besonders erfindungsreiches Objekt begegnet den Gästen der Ausstellung in der Kokosnusslampe, die ein Bastler aus so wenig zueinander passenden Teilen wie einer Nussschale und einem Wasserhahn fertigte. Sandalen mit Scharnieren in den Sohlen, eine über eine Drehbank angetriebene Tabakschneidemaschine oder gar eine sogenannte ‚Schneewippe' sind weitere Ausstellungstücke, die die Besucherinnen und Besucher in Erstaunen versetzen werden.


Ungewöhnlicher Ausstellungsaufbau

Die präsentierten Tüftelarbeiten sind einst aus verschiedensten Gründen entstanden. Um bestimmte Tätigkeiten zu erleichtern oder zu beschleunigen, um sich zu schützen, um Hindernisse oder Distanzen besser überwinden zu können – oder einfach, um Arbeit und Freizeit angenehmer und schöner zu gestalten. Die Objekte wurden für die Ausstellung nach Handlungsfeldern sortiert – zum Beispiel drehen & ziehen, greifen & halten oder trennen & schneiden.


Der Homo faber

Die Objekte ‚Marke Eigenbau' können über ihre jeweilige Funktion hinaus auch als Zeichen angesehen werden für die oft unterbewertete Dimension menschlichen Einfallsreichtums. Denn die dargestellten Hilfsmittel, Vorrichtungen und Konstruktionen demonstrieren vor allem eines: Der Mensch ist von Natur aus kreativ – ein Erfinder. Gefertigte Kochtöpfe, Spielzeug aus Kriegsmaterial oder auch für eine neue Nutzung umgearbeitete Kleidungsstücke beweisen, dass die Improvisationsfähigkeit des Menschen schier unermesslich ist. Besonders beeindruckend sind in dieser Hinsicht die eigenwilligen Lösungen von Handwerkern, die sie mangels Kapital entwickelten, um den Anschluss an die technische Entwicklung zu halten. An ihnen wird besonders deutlich, wie vorhandene Geräte weiterentwickelt oder gar zu völlig neuen Zwecken zusammengesetzt wurden.


Das Ausstellungsprogramm

Die Sonderausstellung „erfindungsreich" wird von einem vielfältigen Programm begleitet. Das LVR-Industriemuseum bietet mit Mitmachaktionen für Familien und Kinder, einem Fahrradflickkurs, spannenden Vorträgen von Erfindern und vielem mehr abwechslungsreiche Veranstaltungen für Groß und Klein. Außerdem ist eine Begleitpublikation zur Ausstellung erhältlich. Nähere Informationen unter www.industriemuseum.lvr.de.


„Impuls-Führungen" durch die Sonderausstellung, die als kurze Einführung dienen, um die Ausstellung anschließend selbst zu erkunden, können gebucht werden bei kulturinfo rheinland unter Tel. 02234 – 992 1555.


Kombiticket Sonder- und Dauerausstellung: 4 Euro


LVR-Industriemuseum

Gesenkschmiede Hendrichs

Merscheider Straße 289-297

42699 Solingen


Laufzeit der Ausstellung: 20.03.2010 – 31.12.2010

Öffnungszeiten: Di-Fr 10-17 Uhr, Sa+So 11-18 Uhr


Pressefotos

Die folgenden Bilder dürfen nur zu redaktionellen Zwecken im Rahmen der Berichterstattung über das LVR-Industriemuseum genutzt werden und müssen den Copyright-Hinweis „© LVR-Industriemuseum“ tragen. Der Abdruck ist honorarfrei. Wir bitten jedoch um ein Belegexemplar. Eine gesonderte Verwendung der Fotos ist nicht erlaubt.


Sandale, 1940er Jahre

Schuhe mit Absätzen aus Holz, Sohlen aus Pressholz und Scharnieren zum Abrollen der Füße, um der Damenwelt auch in lederarmen Zeiten schickes Schuhwerk zu ermöglichen.

(c) LVR-Industriemuseum

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Freitagtasche

Von den Gebrüdern Freitag entwickelte wind- und wettergeschützte Fahrradtasche aus LKW-Planen, die bis heute sehr erfolgreich produziert wird.

(c) LVR-Industriemuseum

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Mehrfachschere aus acht statt der üblichen zwei Scherenbecken, die über eine Umlenkung alle gleichzeitig bewegt werden. Ihr Zweck ist nicht bekannt. Leihgabe: Ernst Brück

Mehrfachschere aus acht statt der üblichen zwei Scherenbecken, die über eine Umlenkung alle gleichzeitig bewegt werden. Ihr Zweck ist nicht bekannt. Leihgabe: Ernst Brück

(c) LVR-Industriemuseum

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